Volksstimme MD 19.6.2014 – Bericht über Bürgerversammlung zu QV 2013/14
Neu-Olvenstedt zieht wieder an
Volksstimme MD 19.06.2014 von Anja Jürges
Die sogenannte Quartiersvereinbarung regelt in Neu-Olvenstedt seit 2008
Abriss und Rückbau. Die Neuerungen in der Fortschreibung haben Vertreter
der Stadt und Wohnungsunternehmen den Anwohnern jetzt vorgestellt. Sie
sind sich einig: Olvenstedt bleibt lebens- und liebenswerter Stadtteil.
Die längste Baustelle der Stadt sei Olvenstedt, sagt Oliver Hornemann,
Vorstand der Wohnungsbaugenossenschaft Otto von Guericke.
„Doch aktuell haben wir wieder eine große Nachfrage nach Wohnraum
im Stadtteil. Und das nicht, weil es die Interessenten dort so schrecklich
finden“, sagt Hornemann. Das sei Verdienst eines mühsamen und
sensiblen Prozesses mit dem Ziel, ungenutzten Wohnraum zu reduzieren.
Seit 2008 ist jeder Abriss und Rückbau in der Quartiersvereinbarung
festgeschrieben. Die Änderungen in der Fortschreibung des Vertrages
zwischen Stadt und Wohnungsunternehmen haben Stephan Westermann,
Stadt- und Landschaftsplaner, und der Baubeigeordnete Dieter Scheidemann
am Dienstagabend den Bürgern präsentiert.
„Schwammiger“ Schutz für Kunst im öffentlichen Raum
Grundlegend neu ist der von 1400 auf 900 Wohnungen reduzierte
„Beobachtungsfonds“. Dieser beschreibt die Anzahl der für 2015 als
leerstehend prognostizierten Wohnungen.
Auch der Umgang mit Kunst im öffentlichen Raum ist jetzt „schwammig“,
Zitat Stephan Westermann, geregelt. In Paragraf drei heißt es:
„Die Vertragspartner bemühen sich um einen respektvollen Umgang mit
der im Stadtteil befindlichen Kunst im öffentlichen Raum. Durch den
Stadtumbau gefährdete Kunstwerke sollen nach Möglichkeit am Ort
belassen oder umgesetzt werden.“
Am Dienstagabend hatten die Neu-Olvenstedter die Gelegenheit, ihre Fragen
zur Quartiersvereinbarung an Vertreter der Stadt und der Wohnungsunter-
nehmen zu richten.
Alle weiteren Neuerungen betreffen abgeschlossene Arbeiten – im neuen
Vertrag gestrichen – und bestehende Vorhaben – Änderung des Umsetzungs-
zeitraums oder der Nachnutzung. So plant die Wobau den Abriss des
Bruno-Taut-Rings 89-95 beispielsweise bis 2016 statt bis 2015. Der
Bruno-Beye-Ring 3 soll bis 2015 komplett saniert werden.
Eine neue Nutzung ist zum Beispiel für den Olvenstedter Scheid 99 a-c
vorgesehen. Anstelle eines Wohnumfeldes sollen dort nun Wohn- und
Gewerberäume entstehen.
900 leere Wohnungen für 2015 prognostiziert
In der Summe werden bis 2015 bei fortgesetzter Vereinbarung 611 Wohnun-
gen abgerissen, 172 zurückgebaut und 310 modernisiert worden sein. „Damit
ergibt sich ein Bestand von 5918 Wohnungen“, sagt der Stadtplaner. „900
mehr als nach Beobachtungsfonds gebraucht werden.“
Der Olvenstedter Heinz Sonntag fragt nach der Präsentation, warum keine
Bürger bei den Lenkungsrunden anwesend sein können: „Warum werden wir
immer erst hinterher informiert?“ Dieter Scheidemann dazu: „Die Wohnungs-
unternehmen sitzen in den Runden zusammen und vernichten ihr Eigentum.
“ Das sei ein sensibler und problematischer Schritt, der dennoch sehr fair
ablaufe. „Hätten wir das nicht so geregelt, hätten wir in Neu-Olvenstedt jetzt
eine Trümmersituation.“ Dennoch wolle er überlegen, wie man es in Zukunft
„gescheiter“ machen könnte.
Um einiges direkter sagt Frank Rückriem aus dem Vorstand der Wohnungs-
baugenossenschaft Magdeburg-Stadtfeld: „Die Entscheidung, was mit dem
Wohnraum passiert, haben die Mieter schon Jahre vor uns getroffen, indem
sie ausgezogen sind.“
Die problematische Entwicklung des Stadtteils wird aufgefangen, so
Scheidemann. Er sagt: „Wir sind auf dem Weg dahin, dass Neu-Olvenstedt
lebens- und liebenswerter Stadtteil bleibt.“