Volksstimme 21.03.2012: Kritik am Stadtumbau
Magdeburgs Baubeigeordneter sieht Umgestaltung Neu-Olvenstedts auf gutem Weg und verteidigt Strategie der Stadt
Kritik am Stadtumbau: „Das geht alles zu langsam“
21.03.2012 04:05 Uhr
Von Robert Richter Volksstimme Magdeburg
Am Bruno-Taut-Ring waren auch gestern die Abrissbagger am Werk, um leer stehende Wohnungen abzureißen. Rund 5400 Wohnungen wurden durch „Stadtumbau“ in Neu-Olvenstedt bereits „vom Markt genommen“, wie es im offiziellen Sprachgebrauch heißt. |
Kritik am „Stadtumbau“ in Neu-Olvenstedt:
Den einen gehen die Umwälzungen zu weit, für die anderen greifen neue Bauprojekte viel zu langsam. Der Baubeigeordnete Dieter Scheidemann lobt derweil die Fortschritte.
Rund 5400 Plattenbauwohnungen wurden nach Angaben Scheidemanns über das „Stadtumbau Ost“-Programm in Neu-Olvenstedt bisher abgerissen. Während Abrissbagger aktuell an weiteren Wohnblöcken „knabbern“, so am Bruno-Taut-Ring, sprach der parteilose Baubeigeordnete am Montagabend auf einem Forum des CDU-Ortsverbands im Bürgerhaus Alt-Olvenstedt von „Anzeichen einer Stabilisierung“.
Wie viele Wohnungen in den nächsten Jahren wegen Leerstands noch abgetragen werden sollen, wollte Scheidemann nicht nennen: „Wir tagen am Donnerstag in der Lenkungsrunde mit den Wohnungsunternehmen, anschließend werden wir eine Pressemitteilung herausgeben.“
Die große Hoffnung Scheidemanns ruht, wie er seit Jahren betont, auf den Plänen für neue Eigenheimgebiete in den Neu-Olvenstedter Randlagen. Denn die benachbarten Wohnsiedlungen in Nordwest oder auch An den Röthen seien beliebt und belebt. Diese Entwicklung soll nach Auffassung Scheidemanns auf Neu-Olvenstedt übertragen werden. „Die Stadt selbst will den Rennebogen entsprechend kleinteilig entwickeln, am Düppler Grund plant die Wobau eine Eigenheimsiedlung, verbucht für die Baugrundstücke eine große Nachfrage, und auch am Carl-Krayl-Ring sollen Eigenheime gebaut werden“, zählte Scheidemann konkrete Vorhaben auf. „Davon versprechen wir uns natürlich Zuzug und eine Stabilisierung des Stadtteils“, sagte der Beigeordnete. Davon könnten die angrenzenden Wohnquartiere mit Mehrfamilienhäusern profitieren.
Die Infrastruktur sei in Olvenstedt ohnehin „hervorragend“, betonte Scheidemann und nannte Klinikum, Freibad, Schwimmhalle, Schulen, Freizeiteinrichtungen, Einkaufsmöglichkeiten, öffentlichen Nahverkehr und mehr. Der Stadtteil leide bisher unter einem „sozialem und psychologischen Problem“.
Doch Anhänger Neu-Olvenstedts, wie der Wohnungsmarktexperte Martin Schmidt, ehemaliger Vorstand der größten Magdeburger Wohnungsbaugenossenschaft MWG, sehen die Entwicklung kritisch: „Das dauert alles viel zu lange“, sagte Schmidt. Von den Baugebieten wie dem Düppler Grund werde schon seit vielen Jahren geredet. „Das muss schneller gehen“, sagte Schmidt in Sorge um die Zukunft des Stadtteils. „Ich vermisse außerdem eine langfristige Konzeption. Der Stadtumbau darf nicht nur aus Abriss und Rückbau bestehen.“
Matthias Gehrmann, Vorsitzender der Bürgerinitiative (BI) Olvenstedt, sagte: „Wenn wir weiter nur noch abreißen, dann bekommen Familien, die auf preiswerten Wohnraum angewiesen sind, bald keine Wohnungen mehr.“
CDU-Mitglied Tim Liebe kritisierte, die Siedlung am Düppler Grund werde „sackgassenartig, abgeschirmt, ohne Anbindung an das bestehende Wohngebiet“ geplant. Dagegen hätten Anwohner auf einer Bürgerversammlung unlängst Einspruch eingelegt. Zuvor hatte Scheidemann beklagt, die Verfahren zur Aufstellung von Bebauungsplänen zögen sich auch aufgrund übermäßig vieler Einsprüche von Bürgern in die Länge: „Da werden teilweise alle Probleme, die es in Neu-Olvenstedt gibt, in das Verfahren hineingepackt, da kommt jeder, und hat etwas anzubringen, was über einen Bebauungsplan aber gar nicht geregelt werden kann“, gab Scheidemann einen Einblick in die Arbeit seines Dezernats.
Trotz aller Kritik sieht der Baubeigeordnete Dieter Scheidemann die Entwicklung positiv, und er weiß, wer diese ermöglicht hat: „Die Wohnungswirtschaft hat hier Großes geleistet.“